Entscheidungsfindung auf die andere Art
Pro Tag trifft der Mensch ca. 20 000 Entscheidungen !!!
Beruflich und privat besteht unser Alltag aus einer nicht enden wollenden Vielzahl an Entscheidungen. Viele sind uns gar nicht bewusst und wir treffen sie automatisch, sie beeinflussen unser Hier und Jetzt.
Doch manche Entscheidungen lenken unser Leben in neue Richtungen und werden nicht einfach nebenbei getroffen, sondern mit dem vollen Bewusstsein, dass sie unser Leben durchrütteln und neu ausrichten werden. Dieses Wissen mit dem Anspruch die beste Wahl für uns zu treffen, macht die Entscheidungsfindung teilweise so unfassbar schwer.
Entscheidungsfindung ist ein soooooooo großes Thema…
⇒Wenn du ganz flott zur Entscheidungsfindung mit dem Tetralemma möchtest, dann überspringe einfach meine Gedanken zum Thema Entscheidungen treffen und scrolle weiter nach unten. Der Flow kam beim Schreiben – daher ist der Anfang doch etwas ausführlicher geworden 🙂
Wie gehst du mit großen Entscheidungen um?
Du stehst zwischen zwei Alternativen…
- Wägst ab, schreibst dir Pro und Kontra Listen.
- Versuchst logische Schlüsse für oder gegen eine Möglichkeit zu ziehen.
- Holst dir Ratschläge aus deinem nahen Umfeld.
- Grübelst und kommst doch nicht wirklich voran in der Entscheidungsfindung.
Ein klassisches Dilemma vor dem du stehst. Wählst du A oder B?
Tief in uns, wissen wir die richtige Antwort. Doch wie kommen wir an sie dran?
Entscheidungsfindung – Verstand oder Gefühl?
Bevor dein rationaler Verstand einschreitet, hast du zunächst ein Bauchgefühl bezüglich deiner beiden Möglichkeiten.
Oft ist diese Intuition jedoch tief in uns vergraben und wird nicht bewusst wahrgenommen, zum Beispiel wenn wir unser Bauchgefühl viele Jahre ignoriert haben. Manchmal nehmen wir jedoch wahr, dass wir „ein schlechtes Gefühl“ haben, entscheiden uns möglicherweise trotzdem für diese Alternative, da unser Verstand Zahlen, Daten und Fakten präsentiert, bei der die Entscheidung von Außen betrachtet Sinn ergibt.
Wenn du an deine letzte große Entscheidung zurück denkst, hast du sie aus dem Kopf oder dem Bauch getroffen?
Entscheidungsforscher messen den Bauchentscheidungen eine Art unbewusste Intelligenz zu.
Unser Unterbewusstsein verfügt über unzählige Informationen unbewusster Erfahrungen, Erinnerungen und Gefühle die im Laufe des Lebens angesammelt wurden. Diese unbewussten Informationen beeinflussen unsere Wahl der Entscheidung oft nur unterschwellig und wir können nicht genau begründen, warum wir entsprechend entscheiden.
Ein Grund, warum wir häufig dem Kopf den Vortritt lassen.
Wie sollen wir denn uns selbst und unserer Umwelt die Entscheidung erklären, wenn wir es selbst nicht genau benennen können?
Meine berufliche Veränderung – Entscheidungsfindung
Wenn du Geschichten von Menschen hörst oder liest, dann klingen Entscheidungen oft so einfach und lassen kaum erahnen, welch ein zeitlicher und oft auch emotionaler Prozess dahinter steckt. Denn in der Kürze liegt die Würze und letzten Endes bekommst du nur einen Bruchteil der Geschichte erzählt. Es ist wie durch ein Schlüsselloch schauen und einen minimalen Ausschnitt zu sehen.
Das ist schade, denn schnell kommen bei dir Selbstzweifel auf. Zweifel, warum DU es nicht schaffst eine Entscheidung zu treffen. Diese Zweifel müssten nicht sein, würdest du hinter die Kulissen dieser Geschichten blicken.
Ich mag dir anhand meiner eigenen Geschichte gerne aufzeigen, welche Schritte und einzelnen Entscheidungen mein Weg von der „sicheren Festanstellung“ in die Selbstständigkeit nahm.
Es war nicht nur „die EINE Entscheidung“, sondern mehrere große Entscheidungen und unzählige kleine bis mittlere – also auf jeden Fall ein zeitlicher und emotionaler Prozess.
Entscheidungsschritte bis zur Selbstständigkeit – kurz und knapp
- April 2016 – Gehen oder bleiben? Unternehmen verlassen auf eigene Entscheidung während der Elternzeit (Entscheidungsfindung aufgrund von Umstrukturierung im Unternehmen). Ohne konkreten Plan wo die Reise hin geht.
- Ende 2016 – Weiterbildung oder Studium? Welche der unzähligen Weiterbildungs-Möglichkeiten passt in meinen beruflichen Lebenslauf? Ewige Suche nach dem „Richtigen“, sowohl thematisch als auch von der Struktur. Entscheidung für eine einjährige Coaching Weiterbildung mit hohem praktischen Anteil.
- Ende 2017 – In Festanstellung oder Selbstständigkeit? Entscheidung für die Selbstständigkeit als Coach in einem Coaching mit einer Kollegin getroffen, nachdem die Gedanken bereits monatelang kreisten.
- Mai 2018 – Abschluss Personal & Business Coach – ab jetzt bis zum Start der Selbstständigkeit gefühlt 1000 kleine und große Entscheidungen getroffen.
- Juli 2018 – Start der Selbstständigkeit – und die Entscheidungen nehmen nicht ab 🙂
An einer Stelle eine andere Entscheidung getroffen und mein Weg wäre ganz anders verlaufen.
Besser? Schlechter? Who knows?
Entscheidungsfindung bis zur Selbstständigkeit – etwas ausführlicher
Die Geschichte meiner beruflichen Selbstbestimmung und der ersten großen Entscheidung, begann im Kreißsaal im April 2016.
Knappe 17 Jahre in einem Unternehmen mit interessanten Aufgaben, vielen Freiheiten und finanzieller Sicherheit, waren bis zur Geburt meiner zweiten Tochter Jule meine berufliche Welt.
Wer mich aus diesen Zeiten kennt, wusste um meine „Magenta Aura“. Kein Wunder – ich mochte das Unternehmen und bin darin „groß geworden“.
Im April 2016 strukturierte das Unternehmen in meinem Bereich großflächig um und bot Stellen neu an.
Ich stand vor der Wahl – gehen oder bleiben? Sicherheit oder Abenteuer?
Zum ersten Mal realisierte ich bewusst, dass es die „Welt da draußen“ gibt und ich eine Entscheidung treffen muss.
- Möchte ich diesen Job bis an mein Lebensende tun?
- Wie ist die Vereinbarkeit mit Kindern?
- Erfüllt mich mein Job & ist finanzielle Sicherheit mein hauptsächliches Motiv für meinen Job?
- Gäbe es nicht noch eine andere Richtung, in der ich meine Stärken und Interessen gut ausleben kann?
Gegen 2 Uhr in der Nacht lag ich in meinem Krankenhausbett und wusste, dass in den nächsten Stunden meine Tochter Jule das Licht der Welt erblickt. Da lag ich und wartete – noch ohne Wehen – auf die Geburt. 2 hellwache Stunden, in denen mir mein zukünftiges Leben durch den Kopf ging.
Unter anderem auch mein weiterer beruflicher Weg mit den beiden Mädels und als Familie. Wie wird alles im Einklang sein?
Beim Entstehen dieses neuen Lebens und der damit verbundenen Lebensveränderung, wurde mir bewusst, dass ich in mein „altes Berufsleben“ nicht zurück möchte.
So traf ich die Entscheidung etwas Neues zu wagen. Einen Job, der mit Familie und der eigenen Balance im Einklang steht und mir die größtmögliche Freiheit gibt, zu tun was mir Freude bereitet und für die Menschen die ich liebe, da zu sein.
Auch meine Geschichte ist hier sehr komprimiert dargestellt.
Gedanken um meine berufliche Zukunft machte ich mir natürlich schon viele Monate vorher. Nicht immer bewusst, denn die Elternzeit, eine aktive Hundedame und die direkt folgende zweite Schwangerschaft nahmen mich voll und ganz in Anspruch. Doch die Gedanken waren selbstverständlich da und arbeiteten bereits in mir.
Nach dieser Entscheidung folgte jedoch die nächste – was mache ich denn nun?
Plötzlich, nach fast 17 Jahren in einem festen Konstrukt, stand mir die Welt offen. Ein seltsames und teilweise trauriges Gefühl, denn letztlich hing ein Teil meiner Identität an und in diesem Konzern. Doch die Neugierde und Freude auf meinen neuen Weg, ließen mich nicht an dieser Entscheidung zweifeln.
Mein Findungsprozess war nicht in ein paar Tagen abgeschlossen. Es war eine längere Reise, die mit der Entscheidung etwas Neues zu wagen ihren Anfang nahm.
Die Entscheidung eine Selbstständigkeit aufzubauen, kam erst sehr viel später.
Meine eigene Geschichte zeigt deutlich, wie lange es dauern kann von der Entscheidung zur beruflichen Veränderung (April 2016), hin zur Entscheidung eine Selbstständigkeit zu starten (November 2017) bis hin zum Start der Selbstständigkeit (Juli 2018). 2 Jahre ist eine lange Zeit und bei anderen kann dieser Prozess auch schneller oder langsamer voran schreiten. Große private und berufliche Veränderungen erfordern oft viele einzelne Schritte und Entscheidungen.
Entscheidungsfindung aus Liebe oder Angst?
In unseren Entscheidungsprozessen spielen so viele Faktoren mit hinein. Die Angst vor dem Unbekannten und einer möglichen Fehlentscheidung ist nicht zu unterschätzen. Was ist, wenn es die falsche Entscheidung war und alles schlechter wird wie vorher? Bleibst du lieber bei dem dir Bekannten, aus Angst vor dem Unbekannten Neuen?
Angst oder Liebe wird noch einmal einen eigenen Artikel bekommen – ein so wichtiges Thema, zu dem es mehr als zwei Sätze zu schreiben gibt ♥
Entscheidungsfindung mit Tetralemma – Es gibt nicht nur A und B
Dilemma bedeutet übersetzt: Zwei (Di) Annahmen (lemma). Sprich – die Entscheidung zwischen A und B.
Im Coaching wird gerne das Feld der Möglichkeiten erweitert und das Tetralemma (vier Annahmen – im Coaching gibt es noch eine 5. – den Joker) eingesetzt. Es ist ein Tool, welches du durchaus auch im Selbstcoaching nutzen kannst. Tetralemma ist immer einsetzbar, wenn es um die Wahl zwischen A und B geht, unabhängig davon, ob für die private oder berufliche Entscheidungsfindung.
Tetralemma – ein Entscheidungsfindungstool vom Kopf in den Bauch
Wann kommt Tetralemma zum Einsatz?
- Du stehst zwischen zwei Alternativen
- Du hast dir bereits viele Gedanken gemacht
- Pro und Kontra abgewägt
- Ggf. mit Menschen aus deinem Umfeld gesprochen
- Trotzdem kannst du keine Entscheidung treffen
Ziel des Tetralemma ist es, von der Verstands- in die Bauch-Ebene zu gelangen und durch Perspektiv-Wechsel und eigene körperliche Reaktionen zu einer Entscheidung zu gelangen. Eine festgefahrene Entscheidungsfindung kann mit dieser Methode neue Wege aufzeigen und in vielen Fällen die langersehnte Entscheidung bringen.
Kurz-Anleitung:
In der vereinfachten Form des Tetralemma werden verschiedene Optionen (insgesamt 5) mit Bodenankern (DinA4 Blatt) dargestellt. Sprich, du hast 5 Blätter mit den nachfolgenden Optionen:
- Das EINE (zum Beispiel: Alten Job beibehalten)
- Das ANDERE (zum Beispiel: Jobwechsel in eine neue Stadt)
- Beides (zum Beispiel Job in neuer Stadt mit reduzierten Stunden annehmen und freiberuflich für das alte Unternehmen tätig sein)
- Keins von Beiden
- Das nicht und auch das nicht (zum Beispiel: Leidenschaft & berufliche Kenntnisse in einer Selbstständigkeit ausleben)
Diese ersten vier Blätter legst du in einem Kreuz, im Abstand von ca. 2 Metern auf dem Boden aus. Den Joker, die fünfte Option legst du etwas Abseits zu diesem Kreuz.
Deine Möglichkeiten für die Entscheidungsfindung
Zunächst: Bitte versuche deine Gedanken nach Möglichkeit auszuschalten – keine logischen Pro und Kontra Listen, keine Zahlen, Daten, Fakten. Heute soll dein Bauchgefühl mitreden.
Die ersten beiden stellen die beiden Alternativen dar, zwischen denen du dich nicht entscheiden kannst. Diese beiden Alternativen solltest du möglichst konkret benennen können.
Bei der dritten Option halte dir zunächst ein imaginäres Stoppschild vor den Kopf. Denke nicht darüber nach, wie Beides – also eine Mischung aus A oder B funktionieren soll. Es geht in dieser Übung nicht darum, deinen logischen Verstand mit Pro und Kontra Listen zu wälzen. Dies hast du selbst schon zur Genüge getan. Wir wollen an deine Intuition, an das was dein Bauchgefühl dir versucht zu erklären heran.
Die vierte Option wählt beide Alternativen ab.
Bei der fünften Option darfst du deine inneren Kritiker ausschalten und träumen. Stell dir vor, was immer diese Option sein mag – es ist möglich. Sicher fällt dir etwas ein, was du dir sonst nicht erlaubst weiter zu denken oder zu träumen. In dieser Übung darfst und sollst du es dir erlauben.
Im Coaching wirst du nun angeleitet und mit Fragen durch diesen Prozess geführt. Du wirst nacheinander die einzelnen Bodenanker betreten.
Deine Aufgabe ist es nun wahrzunehmen, welche körperlichen Reaktionen du hast und mit welchen Gefühlen du auf dem jeweiligen Anker stehst.
Wirst du unruhig, nervös oder macht sich freudiges Herzklopfen bemerkbar. Fühlst du eine innere Ruhe? Bist du wackelig auf den Beinen und wankst hin und her? Sind deine Gefühle eher positiv, negativ oder neutral? Es kann auch vorkommen, dass du bei einem der Anker keine spürbare Reaktion hast. Auch das ist ok.
Die körperlichen Reaktionen, die in unserem emotionalen Erfahrungsgedächtnis ihren Ursprung finden, sind so genannte somatische Marker. Diese zeigen uns in der Regel sehr deutlich, was unser Unterbewusstes von einer Idee hält. Und nicht vergessen: Unser Unterbewusstes ist wie eine Bibliothek aus unserem Leben – mit all den Erinnerungen und Gefühlen, die wir bereits erlebten.
Die körperlichen Reaktionen verraten dir sehr genau, mit welcher Entscheidung du dich wohl fühlst und welche du auf gar keinen Fall möchtest.
Wie oben bereits geschrieben, kannst du dieses Tool auch im Selbstcoaching durchführen. Du solltest dafür offen sein für diese etwas ungewöhnliche Methode und deinen eigenen Körper selbst gut wahrnehmen können, da der Blick von Außen fehlt.
Je nach Ergebnis, kannst du nach dieser Tetralemma Aufstellung eine Entscheidung treffen. Hast du viele positive Reaktionen auf der Karte Beides gespürt und weißt noch gar nicht genau, wie beides denn aussehen könnte, macht es Sinn diese Variante näher zu beleuchten. Ggf. findest du mit der Erweiterung deiner Möglichkeiten auch heraus, dass es noch nicht der richtige Zeitpunkt ist eine Entscheidung zu treffen. Oder du gibst dir endlich die Erlaubnis deine inneren Wünsche wahrzunehmen und die ersten Schritte dorthin zu gehen.
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Zu guter Letzt
Lieben Dank fürs Lesen und ich freue mich riesig, wenn du mir deine Gedanken in den Kommentaren hinterlässt.
Vielleicht hast du sogar das Tetralemma ausprobiert? Berichte gerne über die Kommentare oder per E-Mail von deinen Erfahrungen.
Und wenn dir der Artikel gefallen hat, teile ihn gerne in den sozialen Medien.
Alles Gute für dich und deine Entscheidungen
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