Depression oder Winterblues?
Müdigkeit, Erschöpfung und Stimmungs-Tief in der dunklen Jahreszeit – Winterblues oder doch eine Depression? Wenn die Tage kurz und trüb sind und dich der Winterblues packt, dann ist Selbstfürsorge besonders wichtig.
Depressive Verstimmungen – Nahezu jedem Menschen begegnen sie an irgendeinem Punkt im Leben. Sie gehören dazu, denn eine Lebens-Geschichte ist niemals gradlinig, Auf- und Abs wie bei einem Herzschlag kennzeichnen deine Biografie. Gerade die Tiefpunkte bieten Chancen die eigene Lebenssituation neu zu überdenken. Eine depressive Verstimmung/ Winterblues ist nicht mit dem Krankheitsbild der Depression zu verwechseln. Eine depressive Verstimmung kann ein Symptom von Depressionen sein, dazu folgen jedoch noch weitere. Wenn dich das Thema Depression als Betroffene*r oder Angehörige*r interessiert, lies gerne rein.
In diesem Artikel hole ich dich zu den Unterschieden zwischen einer depressiven Verstimmung (Stimmungstief) und dem Krankheitsbild der Depression ab. Hier findest du Anlaufstellen und Literaturtipps, wenn du dich als Betroffene oder Angehörige eines Betroffenen näher mit dem Krankheitsbild der Depression befassen möchtest.
Dieser Beitrag gehört zur dreiteiligen Blog Serie „Mit Selbstfürsorge dem Winterblues begegnen„.
Part I: Winterdepression oder Winterblues? So unterscheidest du eine Depression von einem Stimmungstief
Part II: Mit Selbstfürsorge im Inneren stark durch die dunkle Jahreszeit
Part III: Fünf Grundprinzipien der Selbstfürsorge – so kommst du in die Umsetzung
Der zweite Part beschäftigt sich mit der Selbstfürsorge im Inneren, um gerade in der dunklen Jahreszeit depressiven Verstimmungen den Weg zu erschweren.
Im dritten Part nehme ich dich mit in meine Alltagsmomente und stelle dir fünf Grundprinzipien vor, mit denen Selbstfürsorge gelingt und Spaß macht.
Im zweiten und dritten Teil nehme dich mit in meine kleinen Selbstfürsorge-Alltagsmomente im Inneren und im Außen.
Nimm dir die Impulse mit, die zu dir passen.
Depression ist ein Arschloch
Zunächst möchte ich dich jedoch zu den Begrifflichkeiten abholen. Das Wort „Depression“ wird oft für depressive Verstimmungen genutzt, ist jedoch weitaus mehr als „nur“ in schlechter emotionaler Verfassung zu sein. Eine Depression geht nicht „mit ein bisschen gutem Willen“ von selbst einfach wieder weg. Um zu erfahren was einen Winterblues oder ein Stimmungstief von einer Depression unterscheidet, machen wir einen kurzen Ausflug ins Krankheitsbild der Depression.
Um es vorweg zu sagen, die Krankheit Depression ist ein Arschloch. Sowohl für die Betroffenen, als auch für das meist hilflose Umfeld. Es gibt auch nicht den EINEN Weg hinaus, denn diese Krankheit ist vielschichtig und hat unendlich viele Gesichter.
Doch es gibt Wege der Linderung oder Heilung, sofern Betroffene von sich aus bereit sind sie zu gehen.
Diese Entscheidung kann ihnen niemand abnehmen und hier beginnt oft die gefühlte Hilflosigkeit von Familie und Freunden.
Auslöser einer Depression – Körper und Geist
Die Auslöser für eine Depression können ganz unterschiedlich sein und setzen sich meist aus ganz unterschiedlichen Puzzleteilen zusammen. Ihren Ursprung kann eine Depression in einem körperlichen als auch in einem seelischen Leiden haben. Das ist für Betroffene ganz wichtig. Häufig wird ihnen suggeriert, sie sollen einfach positiv denken und alles wird wieder gut. Dem ist eben nicht so. Genau so eine Erwartungshaltung setzt Betroffene noch mehr unter Druck. Es nagt am eigenen Selbstwertgefühl, denn nicht immer kann alleine durch positives Denken Heilung geschehen. Ist ein körperliches Leiden, wie eine Fehlfunktion der Schilddrüse der Grund für die Depression, so hilft das positive Denken alleine nicht aus.
Mit Selbstfürsorge, Achtsamkeit und einer guten inneren Balance gibt es viele Möglichkeiten einer Depression vorzubeugen. Auch Tage mit schlechter und gereizter Stimmung dürfen sein. Je mehr du in der Lage bist, auch solche Tage anzunehmen ohne dich innerlich dafür zu verteufeln, desto stabiler bist du im Innen und auch im Außen.
—- Am Ende des Artikel teile ich mit dir wichtige Anlaufstellen und Literaturtipps zum Thema Depression —
Stimmungstief = Depression???
Auch wenn das Wort Depression gerne bei gedrückter Stimmung in den Mund genommen wird:
Ein Stimmungstief alleine betrachtet ist keine Depression. Es ist lediglich ein Symptom unter vielen weiteren, welches im Krankheitsbild Depression vorkommen kann.
Eine Depression ist eine Erkrankung, die durch Symptome (Krankheitszeichen) gekennzeichnet ist. Sie ist eine ernst zu nehmende Erkrankung und braucht in jedem Fall professionelle Hilfe.
Nicht selten hat eine Depression organische Ursachen. Daher ist ein Gang zum Arzt wichtig, um zu schauen ob körperlich alles in Ordnung ist. Eine nicht richtig funktionierende Schilddrüse kann beispielsweise eine Depression auslösen. Leider wird der Arztbesuch häufig viel zu lange aus Scham und Angst aufgeschoben. Dabei kann jeder im Laufe des Lebens aus unterschiedlichen Gründen an einer Depression erkranken. Das ist genau so wenig peinlich wie eine Migräne-Erkrankung oder ein Bandscheibenvorfall.
Meist hat zudem das Umfeld Schwierigkeiten damit umzugehen. Nicht selten hören Betroffene ein „das geht auch wieder vorbei“ oder „ist doch alles nicht so schlimm“. Das hilft natürlich niemandem. Es verleitet dazu, die sozialen Kontakte zu meiden – was natürlich nicht gesundheitsfördernd ist. Echtes Zuhören und Anerkennen dass es dem anderen gerade nicht gut geht hilft einem Betroffenen weit mehr als Ratschläge. Oft braucht es jemanden der einfach mal sein Ohr und seine Zeit spendet, ohne direkt eine Lösung parat zu haben. Das ist natürlich nicht einfach. Gerade nahestehende Menschen fühlen sich mitunter hilflos und wissen nicht wie sie reagieren sollen.
Anders als bei einem Beinbruch, ist eine Depression meist nicht auf eine einzige Ursache zurück zu führen. Es ist ein Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren. Manche Menschen sind zudem genetisch eher dazu veranlagt an einer Depression zu erkranken, als andere.
Oft wertet man depressive Verstimmungen selbst als Schwäche ab. Nicht mehr richtig zu „funktionieren“, in negativen Gedanken gefangen zu sein und kaum Antrieb für Dinge, die eigentlich Spaß machen zu haben, kann zermürbend sein.
Symptome und Verlaufsformen
Nun lass uns das offizielle Krankheitsbild der Depression einmal betrachten. Wie oben bereits geschrieben hat die Depression so viele unterschiedliche Gesichter, nicht immer ist sie klar erkennbar und für Betroffene kann sie unbehandelt die Hölle sein. Die Diagnose Depression und deren Schweregrad wird nach vorhandenen Symptomen gestellt.
Die Klassifikation psychischer Störungen erfolgt über die ICD-10.
ICD ist die Abkürzung für „International statistical Classification of Diseases and related health problems“ – die weltweit einheitliche Zuordnung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen.
Solltest du dich näher damit befassen wollen, im Taschenführer zur ICD–10–Klassifikation psychischer Störungen* findest du die Diagnostik im Detail.
Eine Depression ist eine Krankheit, welche das Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst und mit Störungen von Körperfunktionen einhergeht.
Mögliche Symptome:
Hauptsymptome:
- gedrückte Stimmung
- Antriebslosigkeit
- Interessen- oder Freudlosigkeit
Zusatzsymptome:
- Ein- oder Durchschlafstörungen
- Appetitverlust
- Konzentration und Aufmerksamkeit sind vermindert
- vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Suizidgedanken
- Schuldgefühle
- negative Zukunftsperspektiven
Treten mindestens zwei Haupt- und zusätzlich zwei Zusatzsymptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen auf, so deutet dies auf eine Depression hin.
Diese wird je nach Anzahl der Symptome noch in leicht, mittel oder schwer eingestuft.
Eine Depression kann viele Gesichter haben und auch unterschiedliche Verlaufsformen.
Verlaufsformen:
Rezidivierende Depression: Hier tritt die Depression in wiederkehrenden Episoden (mehrere Wochen oder Monate) auf, zwischendrin ist der/die Betroffene meist vollständig gesund.
Bipolare Depression: Sie geht einher mit dem Wechsel von depressiven zu manischen Phasen, in denen der/die Betroffene sich in einem Stimmungshoch befindet, starken Tatendrang und Ruhelosigkeit verspürt.
Dysthymie: Bei dieser Form einer Depression treten die Symptome mindestens seit zwei Jahren auf, in der Regel sind die Symptome weniger stark ausgeprägt.
Fehlendes Tageslicht begünstigt Winterdepression
Wusstest du, dass es sogar eine Winterdepression (saisonal bedingte Depression) gibt?
Im psychologischen Modul meiner Ausbildung zum Personal & Business Coach begegnete mir zum ersten Mal der Begriff einer „saisonalen Depression“.
Die Winterdepression ist in der Regel nicht so stark ausgeprägt, wie eine reguläre Depression. Statt Schlafproblemen tritt vermehrter Schlaf auf. Heißhunger-Attacken statt Appetitverlust können sie zudem begleiten. Wie der Name andeutet handelt es sich um eine Depression, die in der dunklen Jahreszeit auftritt.
Da die Vermutung nahe liegt, dass diese saisonale Depression mit dem fehlenden Tageslicht in Verbindung steht, hat sich bei vielen Betroffenen eine Tageslichttherapie bewährt. Dafür benötigst du lediglich eine Tageslichtlampe, die es bereits für unter 100 € gibt. Diese Lampe kannst du einfach nutzen, wenn du beispielsweise am Schreibtisch sitzt.
Natürlich ist diese Tageslichtzufuhr auch hilfreich bei depressiven Verstimmungen ohne Krankheitsdiagnose.
Ungewissheit – Leben in der Pandemie
In diesem Jahr kommt zu dem fehlenden Tageslicht noch die Ungewissheit dazu, wie das Leben unter der aktuellen Pandemie morgen aussehen wird.
- Folgen wieder Wochen oder Monate, in denen die sozialen Kontakte extrem eingeschränkt werden?
- In denen wir drinnen festsitzen und viel Zeit mit uns selbst haben?
- Wie gut kommen wir mit uns selbst aus?
- Vielleicht sitzen wir auch als Familie auf engem Raum zusammen, Konflikte entstehen und fordern uns im Alltag?
In meinen Augen ist es oft nicht die Situation selbst, die Stress verursacht – sondern die Ungewissheit. Das Gefühl keine Kontrolle und Entscheidungsmacht über die aktuelle Situation zu haben, kann uns psychisch fordern. Es macht den Weg zu depressiven Verstimmungen besonders leicht. Das Leben ist plötzlich nicht mehr so planbar wie zuvor. So wie dein Alltag heute aussieht, könnte er nächste Woche ganz anders aussehen. Die ständige Anpassung und das Leben mit einer stetigen Ungewissheit ist für Menschen mit einem ausgeprägten Grundausrichtung der Persönlichkeit zur Beständigkeit/ Dauer (Riemann-Thomann Modell) schwierig.
Die Herausforderung ist nicht mit den Gedanken im Morgen oder der nächsten Wochen zu leben, sondern im Hier und Jetzt anzukommen.
Anlaufstellen und Literaturtipps zum Thema Depression
Über die Webseite Deutsche Depressionshilfe findest du kompakte Informationen zum Thema Depression. Die kostenfreie Info-Telefonnummer dazu:
Info-Telefon Depression
0800 / 33 44 533
Mi, Fr: 08:30 – 12:30 Uhr
Psychische Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit Sperrung und der Pandemie sind für Menschen mit Depressionen und anderen psychischen Störungen besonders schwierig.
Literaturtipps:
Spannender Inhalt. Durch viele wissenschaftliche Studien ist das Buch allerdings kein Lesestoff zum schnellen Lesen.
Nova Meier Heinrich – Wenn Liebe nicht reicht: Wie die Depression mir den Vater stahl*
Eine berührende Autobiografie der Schauspielerin Nova Meier Heinrich, die als Angehörige eines depressiven Vaters selbst eine Co-Depression entwickelte. In ihrem Buch spricht sie offen über die schwierigen Jahre und wie sie diese Zeit selbst erlebte.
Zu guter Letzt
Vielen Dank fürs Lesen – ich freue mich wie immer auf deine Gedanken zum Thema Winterblues oder Winterdepression.
Impulse zur Selbstfürsorge in deiner inneren Welt und im Außen findest du in den nächsten beiden Artikeln dieser Blog Serie.
Part II: Mit Selbstfürsorge im Inneren stark durch die dunkle Jahreszeit
Part III: Fünf Grundprinzipien der Selbstfürsorge – so kommst du in die Umsetzung
Gib auf dich acht und bleibe gesund ♥
Herzliche Grüße
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