Die „unakzeptablen“ Seiten unserer Persönlichkeit – Projektion auf andere Menschen
II – Projektion – wie der Abwehrmechanismus deiner Psyche funktioniert
Der Psychologe Carl Gustav Jung war davon überzeugt, wenn wir begreifen, dass wir alles in uns tragen, was wir in anderen Menschen sehen, dann verändert sich unsere gesamte Welt.
Im ersten Teil „Wahrnehmung – die Schattenseiten deiner Persönlichkeit aus psychologischer Sicht“ hast du erfahren, was die Schattenseiten deiner Persönlichkeit sind und wo diese Schattenanteile herkommen.
Dieser zweite Teil „Projektion – wie der Abwehrmechanismus deiner Psyche funktioniert“ soll dir aufzeigen, was Projektion ist und wie du sie erkennen kannst. Was sich für dich verändern kann, wenn du deine ungeliebten Eigenschaften nicht mehr abwehrst, sondern annimmst und integrierst.
Von dir selbst nimmst du gerne die „guten“ Anteile deiner Persönlichkeit wahr. Siehst dein Idealbild. Mit Eigenschaften, denen du im Laufe deiner Entwicklung den Stempel „akzeptabel“ gegeben hast. Nicht bewusst, denn deine eigene Bewertung deiner Charaktereigenschaften folgt durch die positiven oder negativen Rückmeldungen deiner Außenwelt. Diese wiederum richten sich unter anderem nach gesellschaftlichen Normen und Regeln.
Da du deine eigenen unliebsamen Persönlichkeitsanteile nicht wahrhaben möchtest, sitzen sie verdrängt in deinem Unterbewusstsein. Du hast keinen direkten Zugriff, aber sie steuern dein Verhalten trotzdem und stellen dich damit vor die ein oder andere Herausforderung.
Herausforderungen in…
- Beziehungen
- Freundschaften
- beruflichem Umfeld
Was ist Projektion?
Bei einer Projektion überträgst du deine eigenen Themen, deine Ängste und Sorgen auf andere Menschen. Du schreibst ihnen Probleme, Schwächen oder Eigenschaften zu, die du selbst bewusst oder unbewusst in dir trägst.
Die Schattenanteile deiner Persönlichkeit sind in jungen Jahren entstanden, um dich vor negativen Rückmeldungen der Außenwelt und möglichen Konsequenzen zu schützen. Die Verdrängung und Verleumdung war dein Schutzschild, welches für deine Psyche in diesem Zeitraum absolut Sinn ergeben hat.
„Schlechte“ Eigenschaften hast du ganz tief in dich hinein gepackt.
Um…
- nicht anzuecken
- weiter dazu zu gehören
- geliebt zu werden.
Die Projektion deiner nicht akzeptierten Anteile auf andere Menschen ist ein Abwehrmechanismus deiner Psyche. Dieser Abwehrmechanismus verhindert, dass du dich mit deinen unakzeptablen Persönlichkeitsanteilen konfrontierst. Durch die Übertragung auf andere Menschen, entziehst du dich der Verantwortung, dich mit deinen Anteilen auseinander zu setzen. Denn mit der Projektion ist dein Gegenüber blöd, egoistisch oder was auch immer – aber nicht du selbst.
Klassiker…
„Dieser egoistische, kleinkarierte und oberflächliche Ar***“ – ausgesprochen mit einem gehörigen Schuss Zorn liefert viel Stoff zur Selbstreflexion. Was hat es mit mir zu tun, wenn ich so über meinen Chef, meinen Partner oder einen Freund spreche? Was ist mein Thema?
„Was Hans über Hänschen sagt,
sagt mehr über Hans als über Hänschen“
Im dritten Teil des Blog Artikels Eigene Schatten mit „the work“ (Byron Katie) erkennen und annehmen gehen wir darauf ein, wie du konkret deine eigenen Situationen und solche Aussagen betrachten kannst und herausfindest, was diese Aussage mit dir selbst zu tun hat.
Beispiel einer Projektion
Übertragung der Eigenschaft „Faulheit“ auf deinen Partner
Hast du als Kind am liebsten verträumt auf deinem Bett gelegen? Und dafür immer wieder Ärger über deine „Faulheit“ bekommen? Vielleicht hat dich dies auch noch in der Schule durch negative Rückmeldungen der Lehrer begleitet.
Durch die missbilligende Reaktion deines Umfelds in jungen Jahren hast du dieser Eigenschaft irgendwann den Stempel „unakzeptabel“ gegeben und sie verdrängt. Dieses Verhalten nicht mehr nach Außen gezeigt. Nun wirst du es dir mit 40 Jahren nicht erlauben, einfach zeitlos zu entspannen. Besonders wenn es noch irgendwas zu tun gibt. Du bist in permanenter innerer Anspannung und gönnst dir kaum Ruhe.
Stell dir nun vor dein Partner wagt es, sich in einem „unpassenden“ Moment in dieser Form zu entspannen und vor sich hin zu träumen (obwohl vielleicht etwas im Haus zu tun wäre). Dann lässt dich diese Situation nicht kalt. Im Gegenteil, du bist richtig angefressen von seinem scheinbar unmöglichen, unpassenden Verhalten. Streit ist vorprogrammiert.
Was ändert sich mit der Erkenntnis, dass du dein Thema projiziert hast?
Wenn du nun weißt, dass alles was dich an deinem Partner in diesem Moment stört, womöglich sogar wütend macht, mit dir selbst zu tun hat – dann verändert sich dein Verhalten. Dir selbst aber auch deinem Partner gegenüber. Denn du kannst wahrnehmen, was dich stört und es für dich reflektieren. Das ist sicher nicht mit allen Themen so einfach. Doch dieser erste Schritt der Selbsterkenntnis ist bereits sehr wertvoll und verändert dein Verhalten.
An diesem Beispiel gesehen ist es möglicherweise dein eigener tiefer innerer Wunsch, einfach mal deinem Bedürfnis zu folgen und eine Runde zu träumen. Obwohl deine to do Liste noch randvoll ist. Doch da „Faulheit“ in deinem Inneren so negativ bewertet wird, erlaubst du es dir nicht. Siehst du dann deinen Partner „die faule Socke“, dann triggert dich das natürlich mächtig an. Es sorgt für Streit und schlechte Stimmung.
Die Faulheit ist natürlich nur ein Beispiel von vielen. Finde dein eigenes Thema, ob Egoismus, Neid, mangelndes Interesse oder oder oder.
Denke einmal darüber nach, wer dir zuletzt durch sein Verhalten ein schlechtes Gefühl gegeben hat. Oder über wen du schlecht gedacht oder geredet hast. Weil er/sie etwas macht oder sagt, was dich in Rage bringt, nervt oder du einfach unmöglich findest. Was hat in dir einen Reiz ausgelöst, der dir ein negatives Gefühl gab?
Was bringt dir die Erkenntnis einer Projektion?
Wie wäre es, wenn du aus heutiger Sicht, als Erwachsener die Eigenschaft Faulheit nicht mehr negativ ansiehst? Wenn du erkennst, dass Faulheit und Entspannung genauso wichtig und sinnvoll sind, wie Gas zu geben? Wenn du diesen Anteil in dir anerkennen kannst und dir ab und an eine Runde Faulheit gönnst? Wie viel Freiheit würdest du gewinnen?
Statt deine Themen auf andere zu projizieren, hast du durch die Erkenntnis die Möglichkeit sie zu integrieren und anzunehmen.
- Was würde diese Erkenntnis mit dir machen?
- Wie würdest du „faulen“ Menschen zukünftig begegnen?
- Was würde das in deiner Beziehung verändern, wenn du diesen Anteil in dir akzeptierst?
- Wie würdest du mit der obigen Situation umgehen, wenn du deinen Anteil in deinem Partner erkannt hast?
Du übernimmst die Verantwortung für deine Persönlichkeit und dein Verhalten. Deine Sicht auf andere verändert sich. Toleranz und Mitgefühl wachsen. Es erdet dich und bringt dich zu dir.
Mit all diesen Erkenntnissen, wird klar, warum es nichts bringt unser Gegenüber ändern zu wollen. Denn er spiegelt uns lediglich unsere eigenen Themen.
Bei den Impulsen aus meinen Artikeln gilt:
Die Tipps, Übungen und Coaching ersetzen keine Therapie bei psychischen Problemen. Sie sollen dir Anregungen geben, dich selbst zu reflektieren, um ein glücklicheres Leben mit erfüllten beruflichen und privaten Beziehungen zu führen. Einige Impulse kannst du gut für dich alleine umsetzen, bei anderen funktioniert es möglicherweise nicht ohne Unterstützung. Das ist jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Denn jeder bringt eine andere Vorgeschichte mit.
Die Reflexionsarbeit mit deinen Schattenanteilen kann innere Widerstände in dir hervor rufen. Deine Psyche möchte dein erbautes Schutzschild nicht freiwillig aufgeben. Es ist aus unterschiedlichen Gründen gut möglich, dass du deine eigenen Schatten nicht alleine reflektieren kannst und eine therapeutische Unterstützung Sinn macht. Wenn beispielsweise bestimmte Themen immer wieder auftauchen und dich belasten. Wenn deine Themen dir möglicherweise über einen längeren Zeitraum den Schlaf und/oder den Appetit rauben, dich in ständige Grübeleien versetzen oder oder oder.
Im Coaching kann die Arbeit mit deinen Persönlichkeitsanteilen Bestandteil sein. Um dich selbst in bestimmten Situationen zu stärken, innere Klarheit über ein Thema zu erhalten oder Widerstände aufzulösen. Jedoch ersetzt ein Coaching keine Therapie. Ein Beispiel für die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen im Coaching, ist das „Innere Team“ nach Friedemann Schulz von Thun.
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So geht es weiter…
Im dritten Teil dieses Blog Artikels Eigene Schatten mit „the work“ (Byron Katie) erkennen und annehmen, bekommst du ein hilfreiches Tool zur Reflexion an die Hand. Viel Freude beim erkunden.
Herzliche Grüße
Der Blog Artikel besteht aus drei Teilen:
I – Schatten aus psychologischer Sicht (Carl Gustav Jung)
II – Projektion – wie der Abwehrmechanismus deine Psyche funktioniert
III – Eigene Schatten mit „the work“ (Byron Katie) erkennen und annehmen
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