Warum macht Gärtnern eigentlich glücklich?

Gastartikel von Christina Holpp (Gartengewerkel) – Das Glück wartet im Garten – Gärtnern für die Seele

Vorwort zu „Das Glück wartet im Garten“ und Christina Holpp

Christina Holpp - GärtnernWenn Christina vom Gärtnern erzählt, ist ihre Begeisterung zu den Pflanzen und Menschen die das Gärtnern lieben, deutlich spürbar. Ein Ort für Entspannung, Glück, Achtsamkeit und so vieles mehr.

Christina lernte ich als Leserin meines Impulsletters kennen. Als sie sich in einer beruflichen Neuorientierungsphase befand, durfte ich ihren Prozess als Coach begleiten.

Nie war klarer, was der Satz „Die Lösung liegt bereits in dir“ wirklich bedeutet. Ich erinnere mich daran, dass Christina mir zu Beginn ihre berufliche Situation schilderte und mir dann von „so einer Idee“ erzählte. Wie sich dann in einem kurzen Zeitraum Puzzleteil für Puzzleteil zusammensetzte und sie mit „so einer Idee“ direkt in die Umsetzung ging und Gartengewerkel entstand.

Einen solchen Prozess mit zu erleben, bei dem nicht nur der rationale Verstand, sondern auch das Herz mit sprechen durfte, ist der Grund warum ich meine Arbeit so sehr liebe.

Aber lies selbst, was Christina über das Glück im Garten schreibt.

Was genau ist es denn nun, was für mich das Glück am und beim Gärtnern ausmacht?

Manche Menschen verbinden mit dem Garten eine tiefe Liebe von Kindesbeinen an.

Ich mochte den Garten am Elternhaus, ja. Es war ein bisschen wild, bunt und bot Platz zum Spielen, Toben und Verstecken. Viele Tiere haben unseren Garten besucht: da war ein Eichhörnchenkobel in den Tannen, es kamen Eichelhäher, Kleiber und Meisen ans Wohnzimmerfenster, wo ein Schälchen mit Nüssen stand und Meisenknödel hingen.

Gartenarbeit? Nein, Danke.

Das Gärtnern an sich verband ich aber eher mit lästiger Arbeit wie Rasenmähen, Unkraut jäten und Heckeschneiden (wobei wir Kinder immer den Grünschnitt aufräumen und fegen mussten). Als ich von zuhause ausgezogen war, hatte ich jahrelang keinen Garten, wenn´s hoch kam war da eine kleine Terrasse, deren Pflanzung und Pflege aber Sache der Hausbesitzer war.

Erst mit unserem Bau auf dem Dorf bekam ich einen Garten. Die Vorgabe an den Gartenbauer war: Bitte nur Pflanzen setzen, die ich nicht töten kann. Ich hatte echt Respekt davor. Ich habe anfangs nicht mal den Rasen gemäht, da ich immer die Stimme meines Vaters im Ohr hatte („Pass auf, du verletzt dich noch, lass das mal lieber wen anders machen“).

Falsch verstandene Fürsorge vs. Lernen aus Erfahrung

Übrigens: von den wenigen Stauden, die dann doch gesetzt wurden, habe ich durchaus einige auf dem Gewissen. Denn ich wollte besonders fleißig sein und habe nach dem Winter begonnen, alles was da auf den Beeten war abzureißen – häufig inklusive der Rhizome und Wurzeln.

So verschwanden Sonnenhüte (Rudbeckia), eine wunderschöne, gigantische Staudensonnenblume (Helianthus) und mehrere prächtige Frauenmantelhorste in den ersten Jahren wieder aus meinem Garten. Manche Sträucher kamen aber einfach nicht mit unserem rauen Klima zurecht. So gingen Sommerflieder (Buddleja), Bauernhortensie (Hydrangea) und Magnolie (Magnolia) jämmerlich ein.

Trotz all dieser schmerzhaften Verluste überlebten 99% der Bepflanzung meine Pflegebemühungen, denn es war eine bunte und gelungene Mischung aus einer blühenden Hecke, Säulenbäumen, Sträuchern, Stauden und Rosen.

Viele haben mir mein Unwissen nicht übelgenommen – und das Schöne war: Je mehr ich dazu gelernt habe, desto schöner wurde mein Garten. Das war er vorher auch, aber die gezielte Pflege tat und tut ihm gut. Noch immer teste ich Dinge aus oder traue mich zum ersten Mal am etwas heran. Mit zunehmender Erfahrung wage ich mehr.

Wohlwollende Unterstützung

Und das ist doch letztlich auch das Schöne am Garten: Eigentlich braucht er uns nicht. Die Natur kommt wunderbar ohne unser Eingreifen klar. Aber der Garten und unsere Pflanzen profitieren sichtlich, wenn wir uns kümmern. Sie danken uns mit langer Blühzeit, gesundem Laub und standfesten Stängeln. Außerdem neigen manche Pflanzen dazu, invasiv zu werden und Beetpartner zu bedrängen oder gar zu überwuchern.

Wenn wir darauf achten, welche Bedürfnisse jede einzelne Pflanze hat (ist sie doch ein Lebewesen!), sei es an den Standort, die Bodenbeschaffenheit oder den Platzbedarf haben wir eine Pflanzung, die gesund, ausgewogen und vital ist. Mit klugen Schnittmaßnahmen und einer guten Nährstoffversorgung können wir zusätzlich die Gesundheit unserer Pflanzen stärken und noch mehr aus ihrer Schönheit herausholen.

Diese Erkenntnisse können wir auf unser eigenes Leben übertragen. Uns können die bestmöglichen Voraussetzungen geschenkt werden wie eine gute Schulausbildung, ein Studium und eine finanzielle Absicherung – ob wir ein glückliches, erfülltes Leben führen und ob wir unser Potenzial wirklich ausschöpfen liegt allein in uns. Manchmal brauchen wir jemanden, der uns mögliche neue Wege aufzeigt. Aber wir alleine sind dazu in der Lage, unser Leben so zu gestalten, dass es uns erfüllt, glücklich macht und uns in die richtige Richtung führt. Die Stärke, die Kraft und der Mut liegen bereits in uns. Wir müssen aber den Zugang finden.

Therapeutische Wirkung des Gärtnerns. Mythos oder Realität?

Gabriella Pape, Gartenarchitektin, Autorin, Besitzerin der Königlichen Gartenakademie in Berlin und beinahe schon Gartenphilosophin formulierte diese wunderschönen Worte:

„Das Erlebnis Garten steht jedem frei, jeder kann es für sich wachrufen. Dazu braucht es nur ein paar neue Ideen und Anregungen und ein bisschen Mut, manchmal Geduld und Demut, Hingabe und Zuversicht in die Kräfte der Natur. Und die Bereitschaft, in den Garten Liebe hineinzugeben, wie in eine menschliche Beziehung. Geliebte Gärten geben immer etwas zurück, seien es üppige Pflanzen oder eine besondere Blütenpracht, seien es Glücksgefühle oder eine tiefe Zufriedenheit. Erlebte Gärten machen glücklich, weil etwas Wunderbares entsteht, das uns zu Herzen geht.“
(Meine Philosophie lebendiger Gärten, 3. Auflage 2018 Insel Taschenbuch 4115)

So sind es laut Pape Liebe, Glücksgefühle und Zuversicht, die uns der Garten schenkt.

Loslassen, Achtsamkeit, Bewusstsein – beim Gärtnern sind wir im Hier und Jetzt

Persönlich empfinde ich beim Gärtnern eine tiefe Ruhe, ein Loslassen und gleichzeitig ein waches Bewusstsein für die Veränderungen im Garten. Für die Regungen des Lebens um mich herum und den Einfluss des Wetters auf Mensch und Natur. Ich bin im Hier und Jetzt, wobei ich immer die Zukunft im Blick habe – nämlich die Auswirkungen meines Eingreifens, die vielleicht erst in der kommenden Saison sichtbar werden. Daneben ist es aber auch das archaische Bedürfnis, in der Erde zu wühlen, mitunter so richtig kräftig zuzupacken und sich schmutzig zu machen.

Was mich immer wieder fasziniert, sind die eigenen Ideen der Natur und des Gartens. Auch wenn man Bedürfnisse an Standort, Bodenbeschaffenheit, Platzanspruch und Lichtbedarf beachtet, mag es der Pflanze gefallen einfach einzugehen und an völlig anderer Stelle im Garten wieder aufzutauchen. Es kann sehr reizvoll sein, der Natur hier die Entscheidung zu überlassen. Immer vorausgesetzt, das eigene Gartenkonzept lässt Raum für Veränderung und Variation, die uns die Natur anbietet.

Gärtnern funktioniert auch auf kleinstem Raum

Der Garten hat also Potenzial, uns viel Kraft und Ruhe zu schenken, laut Gabriella Pape gar Liebe, Glücksgefühle und Zuversicht. Also wage es, mit deinem Garten in Kontakt zu kommen. Nimm dir kleine Bereiche vor, mit denen zu dich beschäftigen willst. Vielleicht magst du dem Bereich, an dem du dich am Liebsten aufhälst zuerst etwas Aufmerksamkeit schenken. Du kannst die Bepflanzung mit deinen Lieblingsblumen ergänzen oder einen gemütlichen Sitzplatz anlegen.

Übrigens: Gärtnern funktioniert auch auf kleinstem Raum!

Gärtnern auf kleinem Raum

So kannst du auf der Terrasse, dem Balkon oder auch einfach an der Hauswand in Kübeln und Kisten ganz wundervolle harmonische und abwechslungsreiche Pflanzungen anlegen. Rosen, Funkien, Hortensien, Obst, Salat und Gemüse: fast alles ist möglich! Ich selbst experimentiere gerade mit einem Cottagegarden Balkon.

Deiner Fantasie sind also keine Grenzen gesetzt.

Probiere dich aus, mache deine und unsere Welt ein wenig bunter und schenke der Natur ein kleines bisschen Raum.

Ernte Liebe, Glücksgefühle und Zuversicht.

Viel Freude beim Gärtnern wünscht dir

Christina

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