Wertekonflikte im Job

Unglücklich im Job? Wertekonflikte und ihre Auswirkung

Wovon hängt Glücklich- oder Unglücklich– sein im Job ab?

Es ist oft nicht leicht zu beantworten, wo die eigene Unzufriedenheit im Job her kommt. Die Aufgaben sind abwechslungsreich und das Gehalt passt auch. Doch irgendwie gibt es immer wieder Differenzen. Mal ist es die Arbeitsweise, mal die Kommunikation von Kollegen und Vorgesetzten.

Unglücklich sein im Job aufgrund unterschiedlicher Werte ist keine Seltenheit.

Mit dem Blickwinkel auf die eigenen Werte lassen sich Antworten finden. Stimmen die eigenen Werte mit denen des Unternehmens überein?  Nicht jede Unternehmenskultur passt zu jedem Menschen. Natürlich kannst du das Thema Werte auch in Bezug zu deiner persönlichen Situation betrachten. Ob in Partnerschaften oder Freundschaften – Wertekonflikten kannst du überall begegnen.

Werte – dein innerer Kompass

Jeder Mensch, jedes Unternehmen und jede Kultur hat Werte.

Werte sind wie ein innerer Kompass. Es sind Eigenschaften, die von dir und/oder der Gesellschaft als erstrebenswert und grundlegend als positiv betrachtet werden. Sie dienen als Orientierung und du richtest bewusst und unbewusst dein Leben nach deinen persönlichen Werten aus.

Im nachfolgenden Bild findest du eine Reihe von Werten. Möchtest du dich näher mit deinen Werten beschäftigen, lohnt es sich, dass du dir Gedanken über deine eigene Definition der Begriffe machst. Selbst wenn es im ersten Moment aussieht, als wäre die Begrifflichkeit selbstverständlich, kannst du zum Beispiel den Wert Entwicklung ganz unterschiedlich definieren. Auch kann dir die persönliche Entwicklung sehr wichtig sein, beruflich allerdings eher hinten anstehen.

Ein gute Inspiration für Wertedefinitionen gibt es auf der Seite Wertesysteme (Stand Januar 2020) – hier kannst du von jedem Wert eine Definition einsehen und dir Anregungen holen.

Werte

Werte können stark oder schwach ausgeprägt sein und auch in Konkurrenz zueinander stehen.

In unserer Entwicklung orientieren wir uns zunächst am Elternhaus und dem näheren Umfeld. Wir übernehmen dort Werte und Moralvorstellungen und nutzen sie als Orientierung im Leben.

Werte sind nicht in Stein gemeißelt und können sich verändern. In unserer Entwicklung sammeln wir eigene Erfahrungen, die uns prägen. Im Laufe des Lebens taucht die Frage auf ob es die eigenen Werte sind, oder übernommene Werte, nach denen wir uns orientieren.

Befasst du dich mit deinen eigenen Werten ist es gut zu hinterfragen, ob die übernommenen Werte für dich noch Gültigkeit haben. Werte, die ggf. aus einer Zeit stammen, in der sie für die Elterngeneration eine hohe Priorität hatten, heute jedoch weniger Relevanz haben.

Deine Werte – eine Momentaufnahme

Vielleicht hast du das obige Bild angeschaut und konntest auf Anhieb Werte bejahen, die dir wichtig sind. Es macht jedoch Sinn sich damit näher zu befassen, denn ansonsten wird es schwierig Werte-Konflikte wirklich zu erkennen und du kratzt nur an der Oberfläche.

Definiere deine Werte. Was bedeutet ein Wert konkret für dich? Was bedeutet es, wenn dir zum Beispiel Glaube wichtig ist? Woran machst du diesen Wert fest? Finde Beispiele dafür, wo dein Wert in deinem Leben auftaucht und wie du ihn lebst.

Du hast dich noch nie mit deinen eigenen Werten befasst?

Um eine erste Klarheit über deine Werte zu gewinnen, stelle ich dir gerne eine Übung aus meinem Coaching Workbook bereit. Sie ist angelehnt an das Modell:  „Die 5 Säulen der Identität“ nach Hilarion Gottfried Petzold (deutscher Psychologe). Die 5 Säulen der Identität werden im Coaching gerne als Momentaufnahme der eigenen Werte genutzt. Nach Petzold steht deine Identität auf den fünf Säulen, in denen deine Werte hinterlegt werden.

  • Körper & Gesundheit: Wohlbefinden, Belastbarkeit, Gesundheit
  • Soziale Beziehungen: Familie, Freunde, Vereine, Kollegen
  • Arbeit & Leistung: Beruf, Schule, Studium, Erfolg
  • Finanzielle Sicherheit: Geld, Nahrung, Wohnsituation
  • Werte und Normen: Innere Überzeugung, Lebensphilosophie, Glaube

Was ist dir in den einzelnen Bereichen wichtig und wie macht sich das in deinem Leben bemerkbar. Lebst du nach deinen Werten? Gibt es Werte die aktuell verletzt werden? Ist dir der Wert Weiterentwicklung im beruflichen Kontext wichtig und im aktuellen Job trittst du seit Jahren auf der gleichen Stelle? Dann wird einer deiner Werte verletzt, was wiederum zu Unzufriedenheit führt. Doch erst wenn du dir selbst bewusst wirst, welche Werte dir wichtig sind, kannst du heraus finden ob ein Wert verletzt wird oder sogar ein Wertekonflikt vorliegt.

 

Unglücklich im Job durch Wertekonflikte

Unternehmenswerte im Wertekonflikt

Auch Unternehmen haben Werte, nach denen sie streben. Stehen diese Werte mit deinen eigenen Werten im Einklang, so wirkt es sich positiv auf deine Zufriedenheit  aus.

Ein kleines Start-Up Unternehmen „tickt“ anders, als ein großer Konzern. In einem wachsenden Start-Up sind die Arbeitsprozesse in der Entstehung, dein Aufgabenbereich wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Veränderungen bereit halten und es wird zu unvorhersehbaren Situationen kommen. Kannst du dich selbst gut einschätzen und deine Werte benennen, so kannst du dir auch besser beantworten, wo du dich selbst wohlfühlen wirst und das Unglücklich sein im Job nicht vorprogrammiert ist. Sind Stabilität und Struktur dir sehr wichtig, so harmonisieren diese Werte sicher nicht mit den Werten eines Start-Up Unternehmens, das sich gerade im Aufbau befindet und die Arbeitsprozesse erst neu definiert.

Lebt ein Unternehmen agile Arbeitsmethoden und du bist ein kreativer und freiheitsliebender Mensch, so passen die Werte optimal zusammen. Als Mensch, der feste Abläufe und Strukturen schätzt, kann es zu Herausforderungen kommen, die sich langfristig negativ auf deine Zufriedenheit auswirken. Dies hat wiederum fehlende Motivation zur Folge, was sich bei deiner Arbeitsleistung irgendwann bemerkbar macht.

 

Berufliche Beziehungen im Wertekonflikt

Auch bei den einzelnen Beziehungen zwischen Kollegen und Vorgesetzten kann es zu Wertekonflikten kommen. Ein Beispiel: Deinen Arbeitsplatz und die Arbeitsstelle teilst du dir mit einer Kollegin. Dir ist Ordnung und eine Wohlfühl-Atmosphäre wichtig und entsprechend räumst du bevor du in den Feierabend gehst deine Unterlagen weg, stellst deine benutzte Tasse in die Küche und hinterlässt einen sauberen Schreibtisch. Gibt es wichtige Informationen zu euren Aufgaben, schreibst du ihr eine Notiz. Leider ist deine Kollegin das genaue Gegenteil. Sie ist in dem Aufgabengebiet zwar gut, jedoch arbeitet sie chaotisch und so sieht der Arbeitsplatz auch aus. Eine Übergabenotiz hinterlässt sie auch in den seltensten Fällen, sondern ruft dich aus ihrer Freizeit heraus an, wenn ihr etwas einfällt. Sie nennt sich selbst einen kreativen Chaoten. Ungelöst kann diese Konstellation auf Dauer nicht gut gehen und löst Stress in dir aus.

Job-Aufgaben im Wertekonflikt

Als Personalverantwortliche wirst du mit dem Thema Stellenabbau betraut. Drei Posten müssen bis Ende nächsten Jahres abgebaut werden und deine Aufgabe ist es, diesen Abbau im Sinne des Unternehmens zu gestalten. Nach Möglichkeit sollen hohe Kostenträger und leistungsschwache Mitarbeiter mit geringem finanziellen und organisatorischem Aufwand abgebaut werden. Menschlichkeit und Gerechtigkeit ist für dich ein wichtiger Wert. Mit deiner Aufgabe gerätst du jedoch schnell in einen Wertekonflikt, denn die Vorgaben zum Personalabbau sind in deinen Augen nicht fair für die betroffenen Mitarbeiter. Du stehst mit deinen eigenen und den Unternehmenswerten im Konflikt. Richtest du dich nach den Vorgaben, werden deine Werte verletzt. Du fühlst dich unwohl und es wirkt sich in Stress und negativen Gedanken aus.

 

Langfristige Folgen verletzter Werte – Unglücklich im Job/Stressfolgeerkrankungen

Eine Verletzung deiner eigenen Werte, sorgt für inneren Stress und Unzufriedenheit. Dieser Stress kann sich durch Anspannung, Zähne knirschen oder vielen weiteren Symptomen bemerkbar machen. Langfristiger Stress kann dich krank machen. In meinem Artikel zu Burn-out findest du nähere Informationen zum Thema Stress und den möglichen Folgen. Viele Menschen warten viel zu lange, bis sie aktiv etwas verändern. Manchmal zieht der Körper die Notbremse.

Impulsfragen

In einem Unternehmen wird es immer mal wieder Aufgaben oder Menschen geben, mit deren Werten du nicht harmonisierst. Natürlich sollst du nicht sofort das Handtuch werfen, wenn etwas nicht nach deinen Vorstellungen läuft. Der erste Schritt um etwas zu verändern, ist die Erkenntnis was genau dir Stress bereitet und welcher Wert möglicherweise verletzt wurde. Sobald du eine konkrete Idee davon hast, durch was du dich unglücklich im Job fühlst, kannst du diese Situationen hinterfragen.

  • Was müsste anders sein, damit du glücklich im Job bist?
  • Wenn du weißt was du nicht mehr möchtest, was konkret möchtest du?
  • Was kannst du für dein eigenes Glück tun?
  • Wer kann dir helfen und was musst du dafür tun?

Wie viel eine offene Kommunikation bewirken kann, ist oft unglaublich. Du ärgerst dich seit langer Zeit, dass du zu keiner Weiterbildung eingeladen wirst, deine Kollegen jedoch mindestens einmal im Jahr zu Seminaren gehen und hinterher stolz ihre Eindrücke erzählen. Irgendwann platzt es vor deinem Vorgesetzten aus dir heraus. Seine Reaktion „Warum haben Sie denn in unseren Jahresgesprächen nichts gesagt? Ihr Interesse war für mich nicht erkennbar“. Nun hast du dich so lange umsonst geärgert. Eine einfache Frage an den Vorgesetzten hätte in diesem Fall genügt. So wurde dein Wert Weiterentwicklung mehrere Jahre verletzt, was in dir Frust auslöste und dich zunehmend unglücklicher machte.

Unterstützung bei eigener Betriebsblindheit

Schlägt deine Betriebsblindheit dir selbst gegenüber zu, sprich du findest selbst nicht zu deinen eigenen Antworten, so hole dir Unterstützung.  In Form von Coaching oder einer Gesprächstherapie kannst du einen außenstehenden Blick auf dich, deine Werte und die Situation gewinnen. Warte nicht jahrelang bis dein Unglück sich auf Körper und Geist auswirkt, denn dann hast du richtig Arbeit alles wieder gerade zu biegen.

Buchempfehlung:

Zu Werten gibt es so viel mehr zu sagen. Möchtest du tiefer einsteigen, empfehle ich dir das Buch „Worauf es ankommt: Werte als Wegweiser“* von Uwe Böschemeyer.

Ich freue mich, wenn dir der Artikel Impulse zu deinen eigenen Herausforderungen geben konnte. Teile ihn gerne in den sozialen Medien und hinterlasse mir deine Gedanken

Eine schöne Werte-lebende Woche für dich

Ines Hammer Coaching

 

Aus der Blog Serie #beruflicheherausforderungen

1: Fehlende Wertschätzung am Arbeitsplatz
2: Welcher Job macht mich glücklich?
3: Welcher Job macht mich glücklich II & Impulse für Scannerpersönlichkeiten
4: Selbstständigkeit oder Festanstellung – 10 Impulsfragen für deine Entscheidungsfindung
5: Berufliche Veränderung als Mama – Vereinbarkeit & Rollenverteilung
6: Einen Scheiss muss ich – warum du dich als Scannerpersönlichkeit nicht für EINE Idee entscheiden musst
7: Das erste Jahr Selbstständigkeit – 10 Erkenntnisse & hilfreiche Tipps
8: Gewaltfreie Kommunikation (GFK) im Business – was du selbst für deine Zufriedenheit tun kannst
9: Unglücklich im Job? Wertekonflikte und ihre Auswirkung

 

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