Gewaltfreie Kommunikation

„Gewaltfreie Kommunikation (GFK) im Business – was du selbst für deine Zufriedenheit tun kannst“

Ein Gastartikel von Cäcilie Böhmig

Vorwort zu „Gewaltfreie Kommunikation“ und Cäcilie Böhmig

Die “Gewaltfreie Kommunikation” ist ein von Marshall Rosenberg entwickelter Kommunikations- und Konfliktlösungsprozess. Er unterstützt uns Menschen darin, mit sich selbst und anderen in eine einfühlsame Verbindung zu gehen (Quelle Infoportal GFK).

Cäcilie ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Bachelor of Science in Psychologie und Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation. Die gewaltfreie Kommunikation ist ihr schon mehr als 15 Jahren eine Herzenssache: Cäcilie übt diese nicht nur beruflich aus, sondern lebt sie auch mit ihrem Mann und zwei Kindern. Von Cäcilie ist das Buch „Wohin mit meinen Gefühlen“ erschienen.

Was ihr so besonders gut an der Gewaltfreien Kommunikation gefällt ist, dass den Gefühlen eine besondere Bedeutung zuteil wird und ganz besonders den unangenehmen, die alles andere als weg können!


Dicke Luft auf der Arbeit?

Es gibt wohl keinen einzigen Arbeitsplatz, an dem wir arbeiten können, ohne uns mit anderen Menschen auseinanderzusetzen. Auch nicht, wenn wir ausschließlich alleine von zuhause arbeiten.

Wir müssen immer mit anderen Menschen umgehen und überall wo Menschen auf Menschen treffen, kommt es zu Anspannungen, Missverständnissen, Meinungsverschiedenheiten und Konflikten: Da gibt es aufbrausende oder unnahbare Chefs. Unpünktliche Kolleginnen. Menschen, die keine Ordnung machen und halten können, andere wiederum, die pingelig erscheinen usw.

Wie wir uns mit unseren Kolleginnen, Vorgesetzten, Kunden, Mitarbeitern und Untergebenen verstehen und verhalten beeinflusst daher maßgeblich unsere eigene Zufriedenheit bei der Arbeit.

Leider ist es mit dieser Zufriedenheit nicht besonders gut gestellt. Schauen wir uns Statistiken an, so zeigt sich z.B. in einer aktuellen online Umfrage der ManpowerGroup Deutschland, dass lediglich 52% der Befragten zufrieden mit ihrer Arbeit sind. Somit ist die andere Hälfte unzufrieden und Unzufriedenheit geht einher mit Stress und oft auch Erschöpfung. Dies spiegelt sich auch in einer Untersuchung der AOK wider, die untersucht hat, dass aufgrund von Burnout die Arbeitsunfähigkeit von 2004 bis 2017 kontinuierlich gestiegen ist.

Was kann ich ändern?

Schon beim Gedanken an die Arbeit Bauchschmerzen zu bekommen, Gespräche mit bestimmten Kollegen zu vermeiden, oder Angst vor dem Chef zu haben ist gar nicht dienlich, um gesund und zufrieden, produktiv und effizient am Arbeitsplatz zu erscheinen. Eher gegenteilig: Angst und Sorge, Zweifel und Erschöpfung machen sich breit und die Wahrscheinlichkeit zumindest eine innere Kündigung auszusprechen steigt.

Um das zu verhindern und zufrieden mit sich selbst, der Arbeit und den Menschen dort zu sein, braucht jeder Mensch Wertschätzung: Menschen brauchen es, gesehen und gehört zu sein. Sie brauchen es ernst genommen und anerkannt zu werden.

Und genau an dieser Stelle befindet sich die Stellschraube, die wir betätigen können, um das zu bekommen, was wir brauchen:

Selbst aktiv wertschätzen und die Verantwortung für unsere Zufriedenheit übernehmen.

Wie das funktionieren soll und kann, wenn da neben Dir noch andere Menschen sind, die Dir das Leben schwer machen?

Mithilfe der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg. Diese legt folgende Annahmen zugrunde:

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Allein mithilfe dieser Grundannahmen ist ein distanzierterer Blick auf das eigene und das Verhalten anderer möglich und nimmt dem ein oder anderen Verhalten möglicherweise schon etwas an Bedeutsamkeit.

 

4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation:

Voraussetzung für die Anwendung der Gewaltfreien Kommunikation ist die Bereitschaft, sich verbinden zu wollen.

Verbinden mit sich selbst: Was ist da in mir gerade lebendig und was brauche ich?

Und verbinden mit einem Gegenüber: Was steckt da für ein Bedürfnis hinter dem Gesagten/Getanen?

Diese Art von Verbindung lässt sich trainieren, indem 4 Schritte beherzigt werden:

gfk_im_business_4_schritte_caecilie_boehmig

  1. Beobachtung

Der erste Schritt einer verbindenden Kommunikation mit sich selbst oder einem Gegenüber ist die Beobachtung: Was habe ich gesehen, gehört, gefühlt? Und wie habe ich es wahrgenommen?

Gleich dem Zitat „Die höchste Form menschlicher Existenz ist die Fähigkeit, zu beobachten ohne zu bewerten.“ des indischen Philosophen Jiddu Krishnamurti, ist die maßgebliche Herausforderung dieses ersten Schrittes, die Beobachtung frei von einer Bewertung zu halten. Bewertungen verzerren und trennen uns von den Gefühlen, die eine Situation in uns ausgelöst hat. Darüber hinaus lösen Bewertungen andere Gefühle aus und es entsteht eher ein Gefühls-Kuddelmuddel, welches immer schwerer zu durchschauen ist.

Daher macht es Sinn, sich bei der Beobachtung an einer Kamera zu orientieren und zu beschreiben, was diese in dieser Situation aufgezeichnet hat:

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  1. Gefühl

Ist die Situation geklärt/beobachtet, beginnt der 2. Schritt: Welche Gefühle haben diese Beobachtung ausgelöst? Was ist in mir lebendig? Was fühle ich?

Gefühle sind in der Gewaltfreien Kommunikation sehr bedeutsam:

  1. Sind sie unser wichtigstes Hinweissystem darauf, was unser Organismus braucht.

Das bedeutet sie geben uns Auskunft darüber, welche Bedürfnisse in uns aktiv sind.

Fühlen wir angenehme Gefühle, sind Bedürfnisse erfüllt, fühlen wir unangenehme Gefühle, sind Bedürfnisse unerfüllt.

Folgende Emotionen können wir Menschen, unabhängig unserer Kultur, Sozialisation und Erziehung, in den Gesichtern anderer Menschen ablesen:

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Ich finde daran immer wieder bemerkenswert, dass lediglich eine dieser Grundemotionen „positiv“ ist, alle anderen hingegen „negative“ Gefühle ausdrücken: deswegen scheint es mir sehr sinnvoll, v.a. unseren unangenehmen Gefühlen deutlich mehr Bedeutung zuzumessen, als wir es i.d.R. tun.

  1. Haben Gefühle ihren Ursprung in uns, genauer gesagt in unseren Bedürfnissen. D.h. sie entstehen in uns und unterliegen somit der eigenen Verantwortung. Es sind nicht andere, die uns Gefühle machen, sondern wir selber. Gefühle können zwar ausgelöst werden durch andere, bzw. deren Verhalten, ihren Ursprung jedoch haben sie in jedem Menschen selbst. Oft genug sind sogar unsere eigenen Gedanken die Auslöser für unsere Gefühle.

Gefühle zu haben ist super-menschlich und überlebenswichtig! Leider haben sie keinen allzu hohen Stellenwert in vielen Gesellschaften und es wird gern als „Schwäche“ bezeichnet, Gefühle zu zeigen. Ich halte Gefühle zu zeigen für mutig, aufrichtig und wertschätzend.

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  1. Bedürfnis

Sind wir bei Schritt 3 angekommen, widmen wir uns unseren Bedürfnissen: Was brauche ich?

Bedürfnisse sind universelle Phänomene, d.h. alle Menschen haben sie.

Das macht auch insofern Sinn, weil Bedürfnisse unser Lebensantrieb sind: Weil wir Bedürfnisse haben, verhalten wir uns. Alles, was wir tun und sagen ist darauf ausgerichtet unsere Bedürfnisse zu erfüllen.

Des Weiteren sind Bedürfnisse unabhängig von bestimmten Personen, Orten und Zeiten:

Wenn ich das Bedürfnis nach Nahrung habe, habe ich Hunger, egal, mit wem ich gerade zusammen bin, wo ich mich in diesem Moment befinde und welche Uhrzeit meine Armbanduhr mir angibt.

In Anlehnung an den chilenischen Wirtschaftsökonom Manfred Max Neef, lassen sich unsere Bedürfnisse 9 Grundkategorien zuordnen:

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  1. Bitte

Nun kommt der letzte Schritt für eine verbindende Kommunikation: die Bitte, oder auch Strategie. Hier geht es nun darum, eine Möglichkeit zu finden, das aktuelle Bedürfnis zu erfüllen. In der Gewaltfreien Kommunikation werden Bitten ganz konkret und in positiver Handlungssprache formuliert. Bitten können wir an uns selbst richten oder an ein Gegenüber.

 

Folgende Formel ist für die Verbindung der 4 Schritte hilfreich:

Wenn ich sehe/höre/denke/beobachte, dass …

dann fühle ich mich … ,

weil mir wichtig ist… / ich … brauche.

Bitte / bist Du bereit …?

Diese Formel noch einmal auf unser Beispiel angewendet:

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Wenn ich sehe, dass Du ohne anzuklopfen in mein Büro reinkommst, wortlos 3 Akten auf meinen Schreibtisch legst und wieder raus gehst, dann fühle ich mich

  • angespannt, weil es mir wichtig ist, dass angeklopft wird. Bitte klopfe das nächste Mal an, bevor Du in mein Büro kommst, ok?
  • unsicher, weil mir wichtig ist, miteinander zu sprechen. Bist Du bereit mich zu begrüßen, wenn Du in mein Büro kommst?
  • Enttäuscht, weil ich Zuwendung brauche. Bitte sag mir, weshalb Du kein Wort sprichst, wenn Du in mein Büro kommst.

 Diese 4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation aneinandergereiht mögen zunächst ein bisschen förmlich oder „komisch“ klingen. Das liegt vor allem daran, dass wir es nicht gewohnt sind, unsere Gefühle und Bedürfnisse zu benennen.

Das zu Üben lohnt sich jedoch aus mehr als einem Grund:

  • Sprechen wir über unsere Innenwelt und bitten um konkrete Handlungen, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit immens, dass unsere Bedürfnisse erfüllt werden. Wer erfüllte Bedürfnisse hat, ist auch zufrieden.
  • mit ein bisschen Übung lässt sich die GFK-Sprache auch in Umgangssprache formulieren.
  • Manchmal ist es auch gar nicht notwendig, alle 4 Schritte präzise auszuführen, schon die Selbstoffenbarung von Gefühl oder Bedürfnis, oder nur die Formulierung einer konkreten Bitte, fördert eine verbindende Kommunikation.

Probiere Dich aus und tue aktiv etwas für Deine Zufriedenheit, gleich dem Motto „Alles, was es wert ist getan zu werden, ist es auch wert, unvollkommen getan zu werden!“ – Marshall Rosenberg.

Wenn jetzt Dein Interesse an der Gewaltfreien Kommunikation geweckt ist, Du Fragen oder Anregungen hast, melde Dich gerne bei mir. Ich freu mich auf Austausch!

Sei herzlich gegrüßt und nimm Dich sowohl mit Deiner Unzufriedenheit als auch Zufriedenheit ernst! Du bist es wert, dass Du gern zur Arbeit gehst und Du kannst viel dazu beitragen!

Cäcilie

Gerne kannst Du Dich auch auf Cäcilies Seite umsehen www.caecilie-boehmig.de oder sie direkt kontaktieren unter kontakt@caecilie-boehmig.de oder 016090910019 anrufen.


Dieser Artikel ist Teil der Blog Serie #beruflicheherausforderungen. Weitere Beiträge aus dieser Serie findest du hier:

Start: Berufliche Herausforderungen
1: Fehlende Wertschätzung am Arbeitsplatz
2: Welcher Job macht mich glücklich?
3: Welcher Job macht mich glücklich II & Impulse für Scannerpersönlichkeiten
4. Selbstständigkeit oder Festanstellung? 10 Impulsfragen für deine Entscheidungsfindung
5. Berufliche Veränderung als Mama
6. Einen Scheiss muss ich – warum du dich als Scannerpersönlichkeit nicht für EINE Idee entscheiden musst
7. Das erste Jahr Selbstständigkeit – 10 Erkenntnisse & hilfreiche Tipps

 


 

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