„Nein“ sagen – „Nein“ ist ein ganzer Satz.

Er braucht weder Rechtfertigung, noch ein schlechtes Gewissen.

Wie oft hast du dich schon darüber geärgert, dass du etwas nicht wolltest und du trotzdem kein „Nein“ über die Lippen brachtest? Du in diesem Moment deine eigenen Bedürfnisse und deine Zeitplanung über den Haufen geworfen hast, weil du nicht „Nein“ sagen konntest. 

  • die Bitte eines Freundes oder des/der Vorgesetzten
  • den lästigen Verkäufer am Telefon oder der Haustür
  • eine Veranstaltung auf die du keine Lust hast

Warum eigentlich? Warum sagst du „ja“, wenn alles in dir „Nein“ sagt? Warum ist es so schwierig eine Bitte abzulehnen, selbst wenn es der dreiste Verkäufer am Telefon ist? 

Ob privat oder beruflich, ich behaupte jeder von uns hat den wunden Punkt bei dem „Nein“ sagen nicht funktioniert. Wie sehr und wie lange man sich dann über sich selbst ärgert ist abhängig von der eigenen Persönlichkeit. 

Das nimmst du mit…

Im Blog Artikel „Nein“ ist ein ganzer Satz erfährst du drei Tipps, mit denen es dir gelingt sanft „nein“ zu sagen. Zudem gibt es einige psychologische Ansätze und Zusammenhänge, warum „nein“ sagen oft so schwer fällt. 

 

ja sagen

„Nein“ sagen – Kennst du dich und dein Verhalten?

Nicht nein sagen zu können, geht tiefer in die eigene Persönlichkeit hinein, als es im ersten Moment aussieht. Es spielen zwischenmenschliche Beziehungen, Glaubenssätze aber auch die eigenen Werte eine Rolle wie gut es gelingt nein zu sagen. Natürlich spielt auch die Prägung aus der eigenen Entwicklung eine große Rolle. Was wurde dir in jungen Jahren vorgelebt? Welche Werte haben deine Eltern und dein nahes Umfeld vorgelebt? Konnten deine Eltern „gut“ nein sagen? Auch wenn sich im Laufe des Lebens eigene Werte entwickeln und immer wichtiger werden, nehmen wir doch viel aus dem Elternhaus mit und übernehmen auch entsprechendes Verhalten. Dieses Verhalten können wir jedoch reflektieren und auch verändern. Werte, die wir übernommen haben, können wir im Laufe unseres Lebens loslassen und durch unsere eigenen ersetzen (die wir eventuell wieder unseren Kindern weitergeben – ein Teufelskreis 🙂 )

Deine Werte – Orientierung im Leben

Persönliche Werte sind dein innerer Kompass. Es sind Eigenschaften, die als von dir und/oder der Gesellschaft als erstrebenswert und grundlegend als positiv betrachtet werden. Sie dienen dir als Orientierung und du richtest bewusst und unbewusst dein Leben danach aus. Möglicherweise verletzt du mit einem „Nein“ einen deiner Werte und in deinem Inneren herrscht somit ein Werte-Konflikt. Ist Hilfsbereitschaft ein wichtiger Wert in deinem Leben, fällt es dir sicherlich schwer eine Bitte abzulehnen.

 

Reflexion – Wann sagst du ja, auch wenn du nicht möchtest?

Hast du für dich einmal bewusst reflektiert, in welchen Situationen du ja sagst, obwohl du nicht möchtest? Kannst du ein Muster erkennen, dass sich wiederholt?  Welche Gedanken schießen dir als Erstes in den Kopf, wenn dich jemand um etwas bittet? Spielen möglicherweise bewusste oder unbewusste Glaubenssätze eine Rolle? 

Um dich selbst zu reflektieren, hilft es sich die letzten Situationen ins Gedächtnis zu rufen. Schreibe sie dir am Besten auf und betrachte dich und die Situation mit Abstand. Kannst du wiederholende Muster erkennen? Sind es bestimmte Personen oder Situationen, bei denen du nicht „nein“ sagen kannst? Erinnerst du dich an deine Gedanken, als die Bitte (in welcher Form auch immer) an dich heran getragen wurde? 

 

Personen-abhängig „nein“ sagen

  • ist deine Entscheidung für ein „ja“ oder „nein“ abhängig von bestimmten Personen?
  • Fällt es dir in den gleichen Situationen bei einer Person leicht „nein“ zu sagen, bei der Anderen bekommst du es nicht über die Lippen?
  • In welcher Beziehung stehst du zu den unterschiedlichen Menschen?

Situationen-abhängig „nein“ sagen

  • gibt es bestimmte wiederkehrende Situationen (zum Beispiel Hilfe beim Umzug), in denen du nicht Nein sagen kannst – unabhängig davon wer dich fragt?

 

Angst vor Zurückweisung

Die Angst andere Menschen vor den Kopf zu stoßen und nicht mehr gemocht zu werden, spielt häufig eine große Rolle. Auch als „egoistisch“ oder „nicht belastbar“ möchte kaum jemand abgestempelt werden. 

  • Wie sehr beeinflusst es dich, wie andere von dir denken?
  • Was macht es mit dir, wenn du das Gefühl hast mit deinem Nein könnten andere schlecht von dir denken?
  • Wie gut kannst du damit umgehen, wenn Menschen von dir enttäuscht sind?

Angst etwas zu verpassen

Du hast auf die Feier am Wochenende keine wirkliche Lust. Eine anstrengende Woche liegt hinter dir und Couch, TV oder Buch warten auf dich. Da hast du endlich einmal „Nein“ gesagt und nun kannst du deinen Couch Abend so gar nicht genießen? Denkst daran wer dort ist und ob es vielleicht doch ganz nett gewesen wäre? Vielleicht gab es auch schon einmal Situationen, in denen du dich richtig geärgert hast, als du hinterher hörtest was du alles verpasst hast. Genau aus dieser Angst heraus kommt doch öfters ein „Ja“ über die Lippen, als wir möchten.

Wertekonflikte

Stell dir vor Hilfsbereitschaft ist für dich ein immens wichtiger Wert. Daneben steht dein Wert „Zeit für Dich“. Bei jeder Bitte, gerätst du in einen inneren Konflikt. Sagst du nein, verletzt du deinen Wert „Hilfsbereitschaft“, sagst du ja, verletzt du deinen Wert „Zeit für Dich“.
Diese inneren Konflikte spielen sich in deinem Inneren ab und können ein wahres Gedankenkarussell veranstalten. Du fühlst dich hin- und her gerissen und kannst dich nicht festlegen. Wenn du hier näher einsteigen möchtest, dann lies gerne den Artikel über das Persönlichkeitsmodell „Inneres Team“.

Um zu wissen, ob ein Werte-Konflikt vorliegt, solltest du zunächst deine Werte kennen.
Simpel ausgedrückt, Werte sind die Dinge, die dir besonders wichtig sind und nach denen du bewusst oder unbewusst dein Leben ausrichtest.

Du hast dich noch nie mit deinen eigenen Werten befasst?

Um eine erste Klarheit über deine Werte zu gewinnen, nutze gerne eine Übung aus meinem Coaching Workbook.
Als Impulsletter Abonnent kannst du dir die Übung und eine Werteliste als PDF in der Bibliothek kostenfrei herunterladen. 

 

Nein ist ein ganzer Satz und eine bewusste Entscheidung

 

Als ich das Thema „Nein“ sagen vor mir sah, fiel mir im ersten Moment mein letzter Artikel „Ich MUSS“ ist aus dem Wortschatz gestrichen ein. Dort geht es primär um das Thema Entscheidungen treffen. Nein sagen ist auch eine Entscheidung, mit allen Konsequenzen die folgen.

Beim Schreiben folgte in meinen Gedanken mein vorletzter Artikel „Loslassen lernen“. Andere können ein negatives Bild von mir haben oder enttäuscht sein, wenn ich „nein“ sage, ist ein Gedanke, ohne den das Leben leichter wird.

Und als die Wertekonflikte an die Reihe kamen, tauchte das „Innere Team“ auf.

Es scheint, dass „Nein“ sagen weitaus komplexer und vielschichtiger ist, als es im ersten Moment den Anschein hat.

3 Tipps um „Nein“ zu sagen wenn du etwas nicht möchtest

Mit diesen 3 Tipps hast du „sanfte“ Möglichkeiten, um eine Entscheidung zu treffen, die dich und deine Bedürfnisse berücksichtigt. 

 

Nein sagen lernen

1. Du musst dich nicht sofort entscheiden – du darfst über eine Bitte nachdenken

Bitte dein Gegenüber um Bedenkzeit. Lasse dich nicht überrumpeln. 

Niemand ist böse, wenn du nicht direkt ja sagst. Wenn es dir damit besser geht, kannst du ergänzen dass du dich zum Beispiel noch absprechen oder deinen Kalender prüfen möchtest.

Du kannst dann in aller Ruhe entscheiden, wie du mit der Bitte umgehst und lässt dich nicht überrumpeln. Oft hilft diese Bedenkzeit schon, um ein „nein“ vertreten zu können. 


2. Reflektiere dich und die Situation

Vor was hast du Angst, wenn du „nein“ sagst?
Was könnte im Schlimmsten Fall passieren?
Was sind die Konsequenzen für dich, wenn du „ja“ oder „nein“ sagst?

Wäge ab, was für dich die beste Lösung ist.

Es geht nicht darum pauschal alle Bitten abzulehnen, sondern die eigenen Bedürfnisse nicht immer hinten anzustellen.

Spannend ist es auch die eigenen Bewertungen einer Situation genauer unter die Lupe zu nehmen. Im Artikel „Glaubenssätze erkennen und verändern“ habe ich das ABC Modell von Elis (US-amerikanischer Psychologe und Psychotherapeut (27.09.1913 – 24.07.2007)) beschrieben, mit dem es möglich ist neue Sichtweisen über Situationen zu bekommen und das eigene Verhalten anzupassen. Es wird in der kognitiven Verhaltenstherapie und im Coaching genutzt.

3. „Nein“ sagen auf die feinfühlige Art

Für dein „Nein“ musst du dich nicht rechtfertigen. Ein direktes „Nein“ kann von dir selbst jedoch in manchen Situationen als zu hart empfunden werden.
Da es neben schwarz und weiß auch noch eine Zwischenstufe gibt, kannst du dein „Nein“ auch sanfter verpacken.

  • Verständnis für die Bitte zeigen und deine Möglichkeiten – ggf. nach deiner Bedenkzeit – mitteilen.
  • Vielleicht passt es dir zu einem anderen Zeitpunkt, oder du könntest einen Teil der Bitte erfüllen, ohne dich und deine eigenen Bedürfnisse total zu ignorieren?
  • Möglicherweise fällt dir auch eine andere Lösung ein und du kannst dem Bittenden eine Inspiration geben, die deine Hilfe unnötig macht?
  • Wenn es dir damit besser geht, kannst du dein „Nein“ auch begründen.

Zu guter Letzt…

…freue ich mich, wenn du dir aus dem Blog Artikel etwas mitnehmen konntest. „Nein“ sagen ist vernetzt mit so vielen anderen Themen, daher findest du weiterführende Links dazu direkt im Text.

Danke fürs Lesen, Teilen und deine Gedanken.

Herzliche Grüße, deine nicht immer „nein“ sagende

Ines Hammer

Weitere Artikel aus der Serie Coaching ABC: 

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