Digital Detox – Selbsterfahrung Offline für 7 Tage

Digitale Entgiftung/ Digital Detox bezieht sich auf einen Zeitraum, in dem eine Person auf die Verwendung elektronischer Verbindungsgeräte wie Smartphones und Computer verzichtet und den Alltag offline verbringt.

Die Digitalisierung hat das Leben grundlegend verändert. Welche Auswirkungen es auf unsere Psyche und die Gesundheit hat, ist noch nicht absehbar und die Forschung steckt noch in den Kinderschuhen.

In meinem Blog Beitrag möchte ich mit euch einige meiner Gedanken zur digitalen Welt teilen und euch an meiner Selbsterfahrung (1 Woche Offline) teilhaben lassen.

Vor sechs Jahren habe ich mir zuletzt eine Offline Zeit gegönnt, mein privates und dienstliches Handy ausgeschaltet und zu Hause gelassen. Ich habe mich aufs Pferd geschwungen und bin vier Tage durch Wald und Feld in den Odenwald geritten. Es fühlte sich gut an und ich wurde im Nachhinein auf mein erholtes Aussehen angesprochen.

♥ Ein guter Grund für eine Wiederholung ♥

 

Wie erlebe ich die digitale Welt?

Laptop, Smartphones & Co bieten uns großartige Möglichkeiten, wir können von überall aus arbeiten, sind immer bestens informiert und stehen im sozialen Austausch.

Einerseits haben wir wahnsinnig viele Möglichkeiten, andererseits werden wir überflutet mit Informationen und durch die Erreichbarkeit häufig in unserer Konzentration gestört.

Im Zuge meiner Recherche habe ich das Buch von Jan Kalbitzer „Digitale Paranoia“ gekauft, bisher jedoch nur zum Teil gelesen. Im Groben geht es darum, dass wir unser eigenes Verhalten überdenken und unseren individuellen Umgang mit dem Internet/der digitalen Welt finden. Meine weiteren Erkenntnisse, sobald ich es zu Ende gelesen habe, werde ich hier ergänzen.

Mir fällt es schwer, Stellung in eine (positive oder negative) Richtung zu beziehen, da ich Vor- und Nachteile gleichermaßen empfinde.

Erlebnisse und Umgang mit Facebook:

2013 habe ich für 4 Jahre mit Facebook „Schluss“ gemacht. Neben dem zeitfressenden Aspekt, teilten damals gefühlt alle befreundete Menschen Videos von Tierquälern um darauf aufmerksam zu machen. Ich möchte nicht wegschauen und finde es auch gut, dass Täter dadurch entlarvt werden und ihre Strafe bekommen. Allerdings hat es mich als Tierliebhaber teilweise in meinen Träumen verfolgt und mir vermittelt wie schlimm die Welt ist. Drüber scrollen und nicht öffnen war keine Lösung, die Bilder erschienen mir auch ohne die Videos anzuklicken. Wenn ich das gerade schreibe kommen mir wieder einige furchtbare Bilder in den Kopf.  Meine Konsequenz daraus war, dass ich mich abgemeldet habe.

Seit 2017 bin ich wieder auf Facebook, die Nutzung der Gruppen ist auf dieser Plattform einfach sensationell. Ob für Hobby, Job, Wohnort oder Gesundheit, es gibt für alles eine Gruppe. Mittlerweile werden sehr viel weniger Videos von Tierquälern geteilt oder mir nicht mehr angezeigt – wahrscheinlich hat Facebook Angst, dass ich mich wieder abmelde (um mal einen paranoiden Gedanken zu äußern). Facebook hat sich innerhalb dieser Zeit verändert, Menschen breiten auf ihrer Pinnwand nicht mehr ihr ganzes Seelenleben aus, es ist nach meinem Empfinden kommerzieller geworden und ausgerichtet auf Nutzer-spezifisches Marketing.

Ab 2018 beschäftige ich mich auch beruflich mit Facebook und nutze eine Seite für meine Themen rund ums Coaching. Hier stehe ich allerdings noch am Anfang und arbeite mich nach und nach in die verschiedenen Möglichkeiten ein.

Mein Smartphone und ich

Einerseits ist es ein großer Gewinn im Alltag und der eigenen Flexibilität, andererseits beim unbewussten Nutzen ein nicht unerheblicher Zeit- und Stressfaktor.

Mich begeistert die Multifunktionalität. Ich nutze es als Telefon, Email Postfach, Kamera, Navigation, Fitnesstracker, Musikanlage, Soziale Medien, Bildbearbeitung, Einkaufen, Informationen und noch viel mehr. Es ist von den Funktionen sozusagen die eierlegende Wollmilchsau.

Allerdings empfinde ich es auch als Störfaktor und lasse mich (z. B. beim Lernen) gerne dadurch ablenken. Im Verhalten kompensiert der Griff zum Smartphone häufig ein vorhandenes Bedürfnis.

Meine digitale Detox Selbsterfahrung

Um den Kopf frei zu bekommen und zu schauen was es mit mir macht eine Woche ohne Smartphone/Internet zu sein, entschloss ich mich unseren Familienurlaub in den Bergen Tirols offline zu verbringen.

Als Vorbereitung habe ich einfach meine Hintergrundbilder auf Digital Detox geändert, meine Mailbox neu besprochen, eine Mail Abwesenheit eingerichtet und die Unterkunft als Notfall Nummer im WhatsApp Status hinterlegt.

Sonntag Mittag gegen 14 Uhr schaltete ich dann auf Flugmodus und war neugierig, welche Auswirkungen es in meinem Alltag hat. Es war ein gutes und befreiendes Gefühl, da ich die Tage zuvor tatsächlich meine komplette ToDo Liste (Offline/Online) abgehakt hatte und einfach nichts mehr offen war, was nicht bis nach dem Urlaub Zeit hatte.

Und was passierte nun?

Eigentlich nichts Besonderes. Ich hatte nicht das Bedürfnis aufs Smartphone schauen zu wollen oder Zeit damit zu verbringen. Vor meiner Offline Zeit fragte ich mich ob ich es vermissen würde oder das Gefühl etwas zu verpassen aufkommt und es war für mich eine schöne Erkenntnis und Erfahrung, dass dies nicht so war. Dadurch, dass jeder der mich kontaktierte wusste, dass ich nicht erreichbar bin (durch Bilder oder Mailbox Ansage), kam auch nicht das Gefühl auf, jemand warte auf eine Antwort.

Durch das Entertainment Programm mit meinen 2 aktiven Kindern, hatte ich wenig Zeit so richtig zur Ruhe zu kommen. Ich glaube da ist eine Digital Detox Woche alleine sehr viel intensiver und bringt sicherlich andere Erkenntnisse in Bezug auf das eigene digitale Verhalten. Ich werde meine nächste Offline Zeit alleine im Wellness Schweige-Kloster Anfang November verbringen – neue Einsichten werden natürlich hier dokumentiert.

Als ich die Digital Detox Woche und meinen Selbsterfahrungsbericht ankündigte, meinte ich ganz viele Erleuchtungen daraus zu gewinnen. Es waren nicht viele, eine Erkenntnis hatte ich allerdings, welche für mich sehr wichtig ist und meine zukünftige Smartphone Nutzung beeinflussen wird. Als absoluter Lesefan, hatte ich mir einige Zeitschriften (einfach.sein, Happinez), das Buch „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“ von Alexandra Reinwarth und einen Roman mitgenommen und meist Abends gelesen. Rückwärts betrachtet fiel mir auf, dass ich lange nicht mehr so konzentriert und vertieft gelesen habe. Es gab ja nichts, was mich ablenken konnte. Diesen Flow, das Vertiefen in eine Sache, möchte ich mit in den Alltag nehmen.

 

Was sind meine digitalen Spielregeln?

Es klingt komisch, aber nachdem ich mich damit beschäftigt habe, welche „Beziehung“ ich zu meinem Smartphone habe, ist mir einiges klar geworden. Diese Erkenntnisse stammen aus meinen Erfahrungen, der Digital Detox Recherche und dem eigenen bisherigen Nutzen – können also von deinem Umgang mit dem Smartphone erheblich abweichen.

♥ Die Zeit- und Stressfaktoren möchte ich im Alltag gerne minimieren und das Smartphone nicht als Ablenkungsfaktor nutzen.

Meine Zeitfresser sind die unbewussten Nutzungen, vorwiegend in Facebook oder Instagram. Dieses ziellose, in der Regel unrelevante Informationen aufsaugen, kostet Zeit und verstopft den Kopf mit Dingen, die ich nicht brauche.

Meine Stressfaktoren sind häufiges aufs Smartphone schauen (selbst wenn es nicht geblinkt, gehupt oder gejodelt hat) und noch nicht beantwortete Nachrichten/Anrufe – die ich aber schon gelesen habe. Das höchste Stress Potenzial ist, wenn es mich aus meiner Konzentration bringt.

♥ Klare Kommunikationsregelungen bzw. eigene Erwartungshaltung zu Erreichbarkeit definieren.

Mit mir kann man selten spontan telefonieren. Bei Anrufen habe ich schon lange die Regel, dass ich mich nicht aus einer Arbeit herausreißen lasse und wenn ich in Terminen bin, nur für Notfälle (z. B. Kindergarten) erreichbar bin. Mein Smartphone ist dauerhaft lautlos geschaltet und wenn ich Zeit habe den Anruf zu beantworten, rufe ich zurück. Solange gibt es sowohl eine Mailbox, als auch Nachrichtenfunktionen.

Meine Reaktionsquote (Ausdruck von Facebook) muss nicht bei „sofort“ liegen. Hier geht für mich Qualität vor Quantität. Und wie kann ich meine Arbeit gut machen, wenn ich permanent hier antworte, dort antworte und immer schaue nichts zu verpassen? Hier liegt wie oben beschrieben jedoch ein Stressfaktor, sobald ich weiß, dass es diese unbeantwortete Nachricht gibt, setze ich es innerlich auf meine ToDo Liste und diese wird entsprechend immer länger.

♥ Offline Zeiten im Alltag einplanen

Hier suche ich noch nach einer für mich passenden Regelung. Ob es einen Offline Tag am Wochenende gibt oder ab Nachmittags bis Abends das Smartphone weg kommt, oder ob ich einfach nur auf eine bewusste Nutzung achte. Bisher habe ich den Konsum vor dem Schlafen deutlich reduziert und schalte es nachts aus. Somit verhindere ich, dass der erste Blick am Morgen auf darauf fällt. Auch wenn es nur der Blick zur Uhrzeit ist, die Versuchung mal schnell den Mail oder WhatsApp Button zu drücken ist doch groß.

♥ Bewusste Nutzung

Das Gefühl sich im Internet zu verlieren, plötzlich von einem spannenden Beitrag zum nächsten zu klicken und damit wertvolle Zeit zu vergeuden, möchte ich abstellen.
Für die Nutzung sollte es einen Grund geben, über den ich mir jedoch vorher im Klaren sein möchte. Gerade bei Recherchearbeit oder der geschäftlichen Interaktion in den sozialen Medien ist es häufig schwierig die genaue Zeit zu kalkulieren. Da hilft es sich regelmäßig zu reflektieren und zu Zeit/Nutzen Verhältnis abzuwägen.

♥ Echte Kommunikation hat Vorrang

In der analogen Welt empfinde ich es als unhöflich, wenn jemand häufig aufs Smartphone schaut. Daher vermeide ich es und nutze es nur als Ausnahme um es in die Kommunikation einzubinden (z. B. wenn ich ein Foto etc. zeigen möchte).

♥ Zeit ohne Smartphone

Bewusst ohne Smartphone raus gehen. Häufig lasse ich es zu Hause, wenn ich joggen oder Gassi gehe. Das ist meine persönliche Auszeit.

Was macht es mit uns permanent online und erreichbar zu sein?

Beherrscht dich die digitale Welt oder beherrschst du sie? Das Stress-empfinden jedes Menschen ist individuell. Wenn die Grenzen verschwimmen und die ständige Erreichbarkeit privat/geschäftlich uns nicht mehr zur Ruhe kommen lassen und wir in einer stetigen Erwartungshaltung aufs Smartphone schauen, dann herrscht im Körper eine permanente, nicht immer bewusste Anspannung. Wenn nach Feierabend Mails aufs Smartphone kommen und die innere ToDo Liste länger wird, ist es mitunter schwierig oder unmöglich abzuschalten. Dies trägt zu Stressfolgeerkrankungen (z. B. Migräne) bei.

Mein Fazit nach einer Woche Digital Detox

Jeder sollte seinen individuellen gesunden Umgang mit der digitalen Welt und dem eigenen Verhalten finden und sich seine eigenen Spielregeln aufstellen.
Sich selbst reflektieren „Was tut mir gut und wo grenze ich mich ab“?

In diesem Sinne freue ich mich, wenn dir der Blog Beitrag gefallen hat und du mit mir deine Gedanken zum Thema teilst.

Alles Gute für dich und deinen Umgang mit der digitalen Welt

Deine

 

 

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4 Kommentare

  1. Klasse Artikel !!! Ich selbst hab mich (und mir) schon lange und regelmäßiges Digital Detox verschrieben und klar, als Dipl.liz.Antistresstrainerin „verordne“ ich in meinen Seminaren und Kloster-Auszeiten meinen Klienten immer eine kleine Dosis Digital Detox.

    Dennoch spüre ich natülich auch selbst den Spagat zwischen diesem „im Business“ erreichbar und präsent zu sein, den Erwartungshaltungen „da draußen“ Genüge zu tun, etc. und mir regelmäßige kleine Auszeiten zu gönnen.
    Ich hab es mir leichter gemacht und mich schon vor längerer Zeit dafür entschieden, kein Smartphone, sondern 2 „normale“ Handys zu besitzen… Eines für meine Kunden und eines für Whatsapp-Nachrichten von dem nur meine engste Familie die Nummer kennt. Und siehe da: Hurra ich lebe noch….wesentlich entspannter und freier. Herzliche Grüße

    • Liebe Silke, vielen Dank für dein Feedback. Ich kann mir gut vorstellen, dass es sich mit „normalen Handys“ auch super leben lässt. Dieser Spagat ist tatsächlich schwierig, vor allem wenn deine Arbeit einen großen Teil „Online Business“ beinhaltet. Die Möglichkeiten sind ja durch die digitale Welt so vielfältig und für jede Nische gibt es einen Platz, aber hier die eigenen offline Zeiten zu steuern erfordert zeitweise wirklich Disziplin. Wenn dann gerade ein neuer Artikel/Beitrag erschienen ist, überkommt mich auch sehr gerne die Neugierde, wie er angenommen wird und es wird noch schwerer offline zu sein. Viele Grüße und ein schönes Wochenende an dich

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